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Circular Economy und das Projekt CirQuality OWL

4 Fragen und 4 Antworten: Nachhaltiges Wirtschaften


Nachhaltigkeit und damit auch zirkuläre Wertschöpfung sind derzeit Themen, die in der Öffentlichkeit als auch in Politik und Wirtschaft intensiv diskutiert werden. Der globale Klimawandel und zum Beispiel die Verknappung und Verteuerung von Rohstoffen sind eine Herausforderung für die Gesellschaft und die Unternehmen.


Wir haben uns mit einem ausgewiesenen Experten zu den Themen „Nachhaltigkeit und Circular Economy/ zirkuläres Wirtschaften“ unterhalten und schauen, was diese Handlungsoptionen für regionale Unternehmen im Maschinenbau bedeuten und welchen Nutzen sie haben können.

 

4 Fragen an und 4 Antworten von Klaus Meyer, Maschinenbau-Ingenieur, Geschäftsführer von Energie Impuls OWL und Konsortialführer von „CirQuality OWL – ein Produktionsstandort schließt Kreisläufe“, einem 3-jährigen Projekt, an dem owl maschinenbau beteiligt ist.

 

Erste Frage, warum sollen Unternehmen nachhaltiges Wirtschaften ins Auge fassen?

 

Klaus Meyer: Unsere OWL Unternehmen denken per se langfristig und nicht in Quartalen. Und um Wirtschaft und Produktion in Zukunft unter vernünftigen Rahmenbedingungen sicherzustellen, hilft die zirkuläre Wirtschaft dabei, dass man in Zukunft weder Probleme der Rohstoffbeschaffung noch bei der späteren Entsorgung – vielleicht sogar mit nicht verwertbarem Abfall – bekommt.

 

Was können Unternehmen denn jetzt z.B. als ersten Schritt tun?

 

Klaus Meyer: Man ist als Unternehmen immer geneigt, zuerst bei seinen Produkten anzufangen und diese besser zu machen. Das ist auch richtig, das ist ja die DNA der Maschinenbauer, der Ingenieurinnen und Ingenieure. Also versucht man, ein Produkt, das bisher vielleicht noch nicht so konzipiert war, dass man alle Stoffe und Komponenten leicht trennen und wiederverwerten konnte, zu verbessern, d. h. von vornherein so zu konstruieren, dass Stoffe nicht verklebt sind, dass möglichst nicht mit unreziklierbaren Werkstoffen wie Karbonfasern gearbeitet wird. Stattdessen sucht und verwendet man vielleicht alternative Werkstoffe. Das ist sicherlich ein guter Ansatz, der aber auch bald an seine Grenzen kommt. Interessanter und effektiver wird es, wenn ich mir den ganzen Prozess mit der Frage anschaue , wie eigentlich meine Prozesse im Markt mit den Kunden, Vertrieb, Einkauf organisiert werden müssen, damit es sich lohnt, meine Ansprüche an eine bessere Qualität umzusetzen, zu liefern und einzukaufen? Langlebigkeit, gesunde Rohstoffe, Präzision und Zuverlässigkeit rücken damit als Qualitätskriterien in den Fokus. Qualitäten, die ein Maschinenbauer schon ‚mit der Muttermilch aufgesogen hat‘.

 

Darum ärgert sich doch jeder Maschinenbauer heute, wenn er sehen muss, dass mit kurzlebigen Produkten mehr Geld verdient wird als mit langlebigen, hochqualitativen Produkten. Leider wird es genau da ein bisschen kompliziert.

 

Welche Rolle spielt an dieser Stelle CirQuality OWL?

 

Klaus Meyer: Denken wir mal nur den New Green Deal der EU, für den 1 Billion € bewegt werden soll, die Hälfte davon allein in privatwirtschaftlichen Unternehmen. Das können wir nun als „hohe Kosten“ einstufen oder als „hohes Umsatzvolumen“ begrüßen. Es kommt ganz darauf an, ob ich die – gesellschaftlich – geforderten Leistungen als Belastung oder vielmehr als Geschäftsoption begreifen will, an der ich mir einen Teil sichern will. Dann brauche ich aber rechtzeitig die richtigen Produkte dafür! Ausdrücklich ist im Green Deal von Circular Economy die Rede.

 

Und da reicht es eben oft nicht aus, dass ein einzelner Konstrukteur sagt: „Ok, ich habe die Anforderungen erkannt, und mit meiner Konstruktionssoftware weiß ich, mit welchen Werkstoffen ich nun nachhaltig konstruieren kann“. Schließlich spielen ja nicht nur die Prozesse im eigenen Betrieb eine Rolle für den Erfolg, sondern der gesamte Prozess vom Einkauf über die Produktion und Vertrieb bis hin zur Nutzung, darüberhinaus auch, wie Nutzer die Maschine nach dem Gebrauch in der Zukunft auch wieder entsorgen müssen. Ich muss mir also diese ganze Prozess-Kette unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten anschauen und in Betracht ziehen, was zu verändern ist. Ein engagiertes Maschinenbauunternehmen kann da schon viel machen, aber ich muss gleichzeitig schauen, welche Möglichkeiten es denn aus anderen Disziplinen, aus anderen Bereichen, wie der Elektrotechnik, der IT-Branche oder der Bauwirtschaft gibt? Welche Erfahrungen wurden da schon gemacht und sind für meine Prozesse relevant und hinweisgebend?

 

CirQuality OWL übersetzt genau diese Herausforderungen, die von außerhalb des Maschinenbaus kommen, in die Welt der Technik und erarbeitet zusammen mit Unternehmen und Partnern aus Wissenschaft und Gesellschaft die Lösungsansätze, die in der Unternehmenswirklichkeit machbar sind. Ein erster Schritt für einen Maschinenbauer kann z.B. sein, dass er nach Fachleuten schaut, die schon etwas in diesem Bereich können und mit denen er Erfahrungen tauschen kann. Oder sich an einem Forschungsprojekt zusammen mit anderen Unternehmen beteiligen. Wenn man durchaus nicht von Heute auf Morgen seine ganze Produktion umstellen kann, ist es doch wichtig, die aufkeimenden Anforderungen stetig zu beobachten, denn was heute Anforderungen der Zivilgesellschaft sind, sind mit Sicherheit die Produktanforderungen von morgen, die Marktchancen von morgen. Hier versteht sich CirQuality OWL als Partner der Unternehmen.

 

Wie können sich Unternehmen beteiligen?

 

Klaus Meyer: Ich würde sagen, die Unternehmen fangen zuerst bei sich selbst an und betrachten ihre eigenen Produkte und auch ihre eigenen Prozesse einmal unter den Aspekten Nachhaltigkeit und zirkuläre Qualität des Wirtschaftens. Und wenn sie dies tun, stoßen sie relativ schnell auf neue Probleme und fragen sich vielleicht: „Muss ich jetzt meine Produkte zurückholen, wenn sie verbraucht sind, vielleicht sogar weltweit beispielsweise auch kleinste Produkte aus Asien zurückholen? Wird das alles nicht sehr teuer? Finde ich überhaupt die Fachleute, die das können?“ Das ist z.B. im Baubereich ein großes Thema und vielleicht werden die Maschinenbauer das auch erleben. So bekomme ich als Unternehmer ein Gefühl für das Thema und die Herausforderungen. Und dann kann ich zu CirQuality OWL gehen und finde die Leute, sei es aus dem Maschinenbau oder anderen Bereichen, die sich mit der Strategie schon befasst haben. Auch welche, die schon Lösungen realisiert und beste Markterfolge erzielt haben. Maschinenbauer wird das Beispiel des Bielefelder ZF-Friedrichshafen-Teams begeistern.

 

Wir von CirQuality OWL sehen unsere zentrale Aufgabe zunächst darin, die speziellen Herausforderungen der Circular Economy zu identifizieren und zu Chancen für unsere Unternehmen aufzubereiten. Wir werden auch helfen, individuelle Lösungen zu entwickeln. Denn, da täuschen wir uns nicht: derzeit ist ein „einfaches Aufpicken“ von Standardlösungen – auch in unserem CirQuality OWL Netzwerk mit über 60 Kooperationspartnern in NRW – noch nicht möglich. Es gibt noch zu wenig Beispiele. Aber aus OWL erwartet man da draußen durchaus schon eine Schrittmacherfunktion. Das wollen wir mit CirQuality OWL einlösen.

 

Angelika Kipp: Ich frage mich allerdings manchmal, ob das Bewusstsein schon in den Unternehmen vorhanden ist? Reicht es nicht auch, mit denen ins Gespräch zu gehen, die sich anbieten und offen für Diskussionen zeigen?

Ich habe in meiner Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden und Führungskräften von Mitgliedsunternehmen mehrfach erfahren, dass diese sich als „Bürger“ zeigen, die eine Menge Fragen, Ideen aus der öffentlichen Diskussion und auch aus ihrem Privatleben versuchen ins Unternehmen zu tragen. Sie stehen dabei oft vor der Aufgabe, ihre ‚persönlichen‘ Anforderungen für KollegInnen und Unternehmensführungen zu übersetzen, damit sie auch Gehör finden und ggfs überzeugen können, etwas zu verändern.  An dieser Stelle können wir als Branchennetzwerke sehr helfen z.B. mit Methoden und Instrumenten, um aus den Ideen Einzelner zu nachhaltigem Wirtschaften und Leben die Idee eines Unternehmens zu machen!

 

Das ist um so wichtiger in Zeiten, „wo es rein zahlenmäßig“ im Maschinenbau noch gut läuft. Denn, der Schock ist groß, wenn die globalen Veränderungen ihre Wirkung zeigen und alternative Wege gesucht werden müssen, um die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen fortzuführen und den Wohlstand in der Region zu erhalten. In diesen Zeiten der Transformation ist es doch klasse, dass Unternehmer natürlicherweise immer daran arbeiten, Dinge besser zu machen und zu verändern.

 

 

Wir  haben uns im Anschluss an das Interview noch zu verschiedenen Aspekten von nachhaltigem zirkulärem Wirtschaften vertieft ausgetauscht, beispielsweise: über den Druck auf Unternehmen seitens ihrer Kunden, die nach „klimaneutralen“ Produkten und Prozessen fragen oder diese gar fordern, und über die Möglichkeiten i. R. von CirQuality hier an Lösungen zu arbeiten

  • über die Frage, wie lassen sich sogenannte „Re-Bound-Effekte“ verhindern, d.h. eine neue Technologie, ein neuer Werkstoff, ein veränderter und digitalisierter Prozess erweist sich zwar als nachhaltige Alternative zum bisherigen, hat aber schlicht andere nachteilige Effekte
  • über die Nachwuchs- und Fachkräfteentwicklung für die Zukunft, welche Kompetenzen brauchen diese bzw. wer ist soweit „Querdenker*in“ und kann bereits jetzt zu Zukunftsfragen werthaltige Beiträge liefern
  • ….

Wenn Sie neugierig, interessiert oder motiviert sind, mit uns in den Austausch zu gehen und an Handlungsoptionen nachhaltigen zirkulären Wirtschaftens mitzuwirken und davon zu profitieren, dann wenden Sie sich an:

Dr. Angelika Kipp, Projektleiterin von CirQuality OWL bei owl maschinenbau

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