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Messen 2022 und darüber hinaus: „Gerade die Industrie braucht Live-Messen“


Die FMB – Zuliefermesse Maschinenbau ist sozusagen die regionale „Hausmesse“ in OWL, wenn es um die Vernetzung der Maschinenbauer mit ihren Zulieferern geht. Seit fünf Jahren findet sie – mit gleichem Konzept und gleichem Veranstalter – auch in Augsburg statt. Durch die Corona-Pandemie wurde das Messegeschehen durcheinandergwirbelt. Wie werden Industriemessen künftig gestaltet sein? Christian Enßle, Head of Cluster FMB der Easyfairs GmbH in Bielefeld, wagt einen Blick in die Zukunft.

 


Wie beurteilen Sie als Branchenexperte das Messejahr 2022? Wie sieht der Messekalender der Aussteller und Besucher und insbesondere der Veranstalter aus?

 

Christian Enßle
Head of Cluster FMB der Easyfairs GmbH

Wir hatten 2021 ja im Unterschied zu vielen anderen Messen das Glück, dass die FMB Anfang November stattfinden konnte. Aussteller und Besucher waren sehr zufrieden. Der Großteil der anderen Industriemessen hingegen wurde abgesagt bzw. auf 2022 verschoben. Hier gab es auch schon wieder Verschiebungen vom Frühjahr in den Sommer. Das betrifft auch die FMB-Süd, sie wird nun am 11. und 12. Mai in Augsburg stattfinden. Zugleich sehen sozusagen die Gegenbewegung: Die für den Winter 2022 geplanten Messen werden nach vorn verlegt, um einer eventuellen Pandemiewelle auszuweichen. Die Konsequenz: Von Mai bis September/ Oktober kommt es zu einer Konzentration von Messen.

 

Die FMB wurde ja auch verschoben. Wie kam es dazu und wie sind die Reaktionen der Aussteller?

 

Aus dem genannten Grund hat die SPS, die traditionell den Jahresabschluss der Industriemessen bildet, ihren Termin vorgezogen – exakt auf den Termin der FMB. Da gut ein Drittel unserer Aussteller direkt oder indirekt im Technologiefeld der Antriebs,- Elektro-, Steuerungs- und Automatisierungstechnik unterwegs sind, ist das eine echte Terminkollision. Natürlich ist die SPS die größere Messe, aber viele Weltmarktführer der industriellen Elektro- und Automatisierungstechnik sind hier in OWL zuhause und die FMB kann dank it´s OWL auch einen Blick in die Zukunft der Digitalisierung bieten. Die inhaltlichen Überschneidungen sind also groß

 

Glücklicherweise konnte die Messe Bad Salzuflen uns kurzfristig einen Ausweichtermin anbieten. Der Wermutstropfen dabei: Der Termin liegt in der letzten Herbstferienwoche. Das ließ sich leider nicht anders organisieren. Unsere Aussteller haben die Vorverlegung bisher positiv bewertet, insbesondere natürlich die Doppelaussteller auf FMB und SPS.

 

Eine Woche vor der FMB findet die Motek statt – hier gibt es doch bestimmt auch Doppelaussteller?

 

Die gibt es, und für sie haben wir ein besonderes Angebot. Unser langjähriger Messespediteur transportiert das Messegut von „Stand zu Stand“, d.h. von Stuttgart nach Bad Salzuflen.

 

Wie ist denn aus Ihrer Sicht die generelle Perspektive für die Messen in 2022 und 2023?

 

Wenn ich die aktuellen Diskussionen in Wissenschaft und Politik richtig deute, wird es mittel- und langfristig zu einer Entspannung der Situation kommen. Uns wurde ja ein richtiger guter Sommer mit sehr geringen Infektionszahlen angekündigt, und die zunehmende Impfquote wird ebenfalls dazu führen, dass auch größere Veranstaltungen möglich sind. Wir rechnen für das kommende Jahr mit relativ normalen Verhältnissen.

 

Was können die Aussteller und Besucher im Oktober 2022 auf der FMB erwarten?

 

Ganz einfach und wie immer: ein kompakter Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette des Maschinenbaus, einschließlich vieler Innovationen. Die Zulieferer waren ja nicht untätig in der Pandemie, aber die Kommunikation in Richtung Markt und Kunden war eingeschränkt. Und: Expertengespräche, Live-Austausch, Branchengeflüster, unerwartete Bekanntschaften mit neuen Produkten und Zulieferern – was eine Messe eben so ausmacht.

 

Nach der letztjährigen Premiere wird es auch wieder ein Angebot zum B2B Matchmaking geben, erneut organisiert von ZEBIT, NRW.Bank und dem Kreis Lippe. Darüber hinaus bereiten wir für alle drei Messetage ein spannendes Vortragsprogramm vor. Das Programm des dritten Tages wird wie gewohnt von it´s OWL gestaltet. OWL Maschinenbau unterstützt uns inhaltlich und bei der Moderation der Vorträge und nutzt die FMB auch in vielfältiger Weise als Plattform – dafür sind wir dankbar.

 

Werfen wir einen Blick in die Kristallkugel: Wie werden sich die Messen verändern, wenn sie wieder uneingeschränkt stattfinden können? Und welchen Stellenwert werden sie zukünftig für die Unternehmen haben?

 

Man sagt ja, dass Krisen Veränderungsprozesse noch beschleunigen. Durch die Pandemie mit allen „Nebenwirkungen“ wie Reisebeschränkungen, Home Office etc. haben digitale Plattformen an Akzeptanz gewonnen – insbesondere bei Meetings und Weiterbildungsmaßnahmen.

 

Wir sind aber der festen Überzeugung, und so sehen es auch andere Marketing-Experten, dass es insbesondere im B2B-Bereich weiterhin große Nachfrage nach persönlichem Austausch geben wird – vielleicht stärker ergänzt durch digitale Formate. Bei komplexen Produkten und Fragestellungen, wie sie im Maschinenbau vorherrschen, ist das einfach der effizienteste Weg. Und: Die Überraschungsmomente, die jede Messe bietet, sind digital einfach nicht so zu nachzubilden. Deshalb wird die Messe als persönlicher Treffpunkt, Netzwerk und Marktplatz nicht an Bedeutung verlieren.

 

Wir gehen auch davon aus, dass die Messen sich regionalisieren, sprich zum Besucher kommen, der dann kürzere Wege hat und seinen Besuch effizienter gestalten kann. So macht es ja auch unsere „Schwestermesse“ all about automation. Sie findet inzwischen deutschlandweit an sechs Standorten statt. Das ist die Zukunft.

 



Beitragsbild: © Deutsche Messe

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