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Das neue Normal - Teil 2


Die Frage, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der aktuellen Situation miteinander umgehen und wie die Unternehmen die Arbeitswelt aktuell und zukünftig organisieren werden, treibt nicht nur uns um.

 

Wir möchten in den nächsten Wochen ein paar Einblicke liefern, wie Unternehmen aus dem Netzwerk dies bewerkstelligen.

 

Vielen Dank an Dr. Marc Vathauer, Geschäftsführer MSF-Vathauer Antriebstechnik für das Interview.

 


Herr Vathauer, wie verliefen die letzten Wochen bei Ihnen im Unternehmen?

 

Dr. Marc Vathauer, Geschäftsführer, MSF-Vathauer Antriebstechnik GmbH & Co KG

Aufgrund der aktuellen Situation natürlich relativ turbulent. Wirtschaftlich gesehen sind wir jetzt nicht so in dem Maße davon betroffen wie vielleicht Unternehmen in anderen Branchen oder direkte Wettbewerber, da wir ganz anders aufgestellt sind. Wir können einiges mit Aufträgen aus anderen Branchen ausgleichen in denen wir immer noch Erfolge haben.

 

Auf der anderen Seite müssen wir natürlich auch unsere Hausaufgaben machen. Wir mussten bezogen auf unsere Lieferketten schnell reagieren. Das war zum Teil auch schon eine Herausforderung, weil wir die Lieferketten natürlich stabil halten mussten. Das ist so weit gelungen, weil wir sehr, sehr gute Drähte zu unseren Lieferanten haben aber auch, weil wir auch relativ viel lokal beziehen. Die Schwierigkeiten waren letztendlich Transporte aus Asien und Italien, die wir dann verspätet bekamen.

 

Und intern haben wir uns entsprechend umorganisieren müssen. Wir haben unsere Mitarbeiter, da wo es machbar war, ins Home-Office geschickt. Als produzierendes Unternehmen können wir die Mitarbeiter der Produktion nicht einfach nach Hause schicken. Wir haben aber Teilbereiche, bspw. in der Entwicklung so umorganisiert, dass ein Teil der Mitarbeiter im Unternehmen ist, und der andere Teil aus dem Home-Office heraus arbeiten konnte. Der andere Teil ist dann am nächsten Tage wieder da und andersherum. Für unsere Entwickler war das ein großer organisatorischer Aufwand. Denn diese brauchen ihre Entwicklungs- und Testumgebung, das ist nicht so einfach von heute auf morgen umzustellen. Dafür haben wir etwas Vorlauf gebraucht.

 

Darüber Hinaus haben wir ein Hygienekonzept erarbeitet und jeden Tag die Mitarbeiter informiert, wie die aktuelle Lage ist und welche Maßnahmen wir dazu künftig ergreifen. Wir haben relativ früh Mund-Nasen-Masken gekauft und eingeführt die immer dann getragen werden müssen, wenn die Abstände nicht eingehalten werden können. Egal wo. Das stieß im ersten Schritt durchaus mal auf taube Ohren. Aber am Ende des Tages haben es alle eingesehen und nun sind alle froh, dass wir das so umgesetzt haben. Mittlerweile ist es etabliert.

 

Sie sagten, intern mussten Sie auch die Abläufe umstellen. Diese Umstellung der Arbeitsprozesse wurde gut angenommen?

 

Das wurde schon gut angenommen. Das war eine gemeinschaftliche Entscheidung, gerade bei den Entwicklern. Das „Schichtsystem“ haben die Entwickler selbstständig entschieden und auch umgesetzt. Das Marketing war zum Beispiel komplett zu Hause im Home-Office. Aber letztendlich müssen Sie sich auch immer wieder abstimmen. Das heißt, wir mussten uns letztendlich daran gewöhnen, über die Strecke zu kommunizieren und zu führen. Das haben wir auch schon in der Vergangenheit gemacht, nur nicht in der Intensität. Das bedarf natürlich auch einer anderen Art der Organisation und der Führung sowie der internen Kommunikation. Darüber Hinaus mussten die Mitarbeiter lernen mit den entsprechenden Tools umzugehen.

 

Werfen wir den Blick nach vorne, wie sieht es jetzt aktuell aus? Werden die Homeoffice Zeiten zurückgefahren oder planen Sie erst einmal, auf Sicht so weiterzuarbeiten?

 

Momentan machen wir so weiter, bis wir wirklich sicher sein können, dass keine neue Welle kommt. Ich persönlich denke, dass nach der Urlaubszeit noch einmal eine zweite Welle kommen wird. Das ist aber nur eine persönliche Meinung. Von daher fahren wir erst einmal auf Sicht und schauen, wie sich die Situation entwickelt. Momentan hat es sich gut eingeschwungen, so dass wir erst mal bis Ende des Jahres in der Form weiterarbeiten.

 

 

Bleiben Elemente von dem, was jetzt eingeübt wurde, die Verwendung neuer Tools auch in Zukunft bestehen oder werden sie sogar verstärkt eingesetzt? Wird man wieder zum klassischen normal zurückkehren, oder wie wird das Neue normal Ihrer Einschätzung nach aussehen?

 

Die Frage ist, ob es wieder ein „altes“ normal geben wird. Wir werden jetzt gelernte Elemente in den Bereichen, wo es Sinn macht, beibehalten. Gerade im Marketing bietet sich das an. Das geht auch über die Strecke und wir können uns auch über die Strecke gut abstimmen. Gleiches gilt für die Entwicklungsingenieure. Sie werden sicherlich partiell im Home-Office bleiben, wenn nicht bestimmte Entwicklungsteile getestet werden müssen oder Kundengespräche und Projekttermine wahrgenommen werden müssen.

 

Ich denke, das neue normal wird so aussehen, dass wir einen Mix zwischen Präsenz im Unternehmen und Home-Office haben werden. D.h. die Arbeitsgestaltung wird entsprechend flexibel sein. Eine recht große Arbeitszeitflexibilität gab es bei uns schon immer, aber nicht bezogen auf die Präsenz im Unternehmen. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass Projekte und Ergebnisse zum Zeitpunkt „X“ fertiggestellt und abgegeben werden, auch wenn die Mitarbeiter aus dem Home-Office heraus arbeiten. Das funktioniert sehr gut. Also gehe ich mal davon aus, dass das auch so beibehalten wird

 

Allerdings finde ich es bedenklich, dass u.a. von der Politik suggeriert wird, dass man ein Anrecht auf einen Home-Office-Arbeitsplatz hat. Generell sollte jedes Unternehmen eigenständig entscheiden können welchen Flexibilitätsgrad es zulässt und ob ein Home-Office Arbeitsplatz gewährt wird. Dieses hängt sehr stark von der Unternehmensstruktur sowie vom Geschäftsmodell ab. Die Politik darf meines Erachtens in diesem Punkt nicht in die Unternehmensautonomie eingreifen, da es nicht für alle Unternehmen Sinnhaft ist Home-Office Arbeitsplätze zu gewähren. Die Politik sollte da dieser Stelle auf die Freiwilligkeit setzen. Denn wenn die Unternehmen gute Mitarbeiter gewinnen wollen, diese Mitarbeiter langfristig halten und weiterentwickeln möchten, dann muss ich als Arbeitgeber zukünftig entsprechend flexible Arbeitsmodelle anbieten. Wenn es aber die Strukturen oder das Aufgabengebiet in einem Unternehmen nicht zulässt, dann macht das keinen Sinn ein Anrecht auf Home-Office von seitens der Politik per Gesetz aufzuerlegen. Das ist der falsche Weg.

 

Abschließend zu diesem Thema bleibt zu erwähnen, dass die Breitbandgeschwindigkeit kurzfristig signifikant verbessert werden muss. Wenn Sie sich mit mehreren Personen in eine Videokonferenz einschalten, dann bricht sehr schnell die Breitbandverbindung zusammen. Wenn das Thema der Flexibilisierung der Arbeitsmodelle und Home-Office Lösungen zukunftsfähig werden sollen, benötigen alle Unternehmen signifikant schnelle Internetgeschwindigkeiten, so wie es in anderen Ländern seit vielen Jahren der Fall ist.

 



Photo by Javier Allegue Barros on Unsplash

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