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"Digitaler Zusammenhalt und neue Führungs- aufgaben?" - Teil 1


Durch die Corona-Krise sind Unternehmen gezwungen, sich Gedanken über “neue” Arbeitsweisen, Aufteilungen oder Home-Office zu machen. Dies läuft jetzt seit ein paar Wochen.

 

Wir haben nachgefragt, wie das im Netzwerk funktioniert und vor welchen Herausforderungen die Führungskräfte stehen, wenn die Teams verteilt arbeiten.

 

Herzlichen Dank an Andreas Schlepper und Hanna Drabon für Ihre Einblicke!


Herr Schlepper, wie halten Sie „den Laden zusammen“? Verteilte Teams, Schichtarbeit, Home-Office?

 

Andreas Schlepper, Leitung Controlling & IT, HORA – Holter Regelarmaturen GmbH & Co. KG

Alle Kolleginnen und Kollegen, die im Homeoffice arbeiten können haben wir in 2 Gruppen (grün und blau) eingeteilt. Die blaue Gruppe arbeitet in geraden Kalenderwochen in Telearbeit, die „Grünen“ in ungeraden Wochen.

 

In der Fertigung habe wir die Kolleginnen und Kollegen in 2 Schichten eingeteilt (Früh und Spät) und die Übergabe zwischen den Schichten entfernt, so dass sich die Schichten nicht treffen. Ebenso haben wir versucht eine räumliche Trennung vorzunehmen, indem z.B. der Fertigungsleiter und sein Vertreter nicht mehr zusammen in einem Büro sitzen, sondern jetzt in 2 getrennten Gebäuden.

 

Wie stärken Sie den „digitalen“ Zusammenhalt in Ihrem Unternehmen?

 

Viele unserer Führungskräfte haben tägliche oder wöchentliche Webkonferenzen mit ihren Mitarbeitern. Hierzu nutzen wir das Tool GoToMeeting. Ich habe beispielsweise einen täglichen Checkin mit meinen Mitarbeitern eingeführt, bei dem wir bewusst nicht nur über die aktuellen Themen in der Firma sprechen.

 

Anfang April hatten wir eine Mitarbeiterinformation via Webkonferenz. Die Geschäftsleitung (z. T. ebenfalls von zu Hause) hat in der Mitarbeiterinformation digital ca. 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der 1 stündigen Veranstaltung informiert. Von der Webkonferenz haben wir ein Video und natürlich auch die Folien inkl. Notizen in unserem Intranet bereitgestellt für die Mitarbeiter, die nicht teilnehmen konnten. Wir haben Fragen per Chateintrag ermöglicht, die ich als Moderator dann für alle vorgelesen habe und die Mitglieder der Geschäftsleitung beantwortet habe.

 

Spannend hierbei war, dass wir wesentlich mehr Fragen bekommen haben als in vergleichbaren Präsenzveranstaltungen.

 

Was ändert sich für die Führungskräfte durch die aktuelle Situation ?

 

Zum einen ergibt sich natürlich ein erhöhter Abstimmungsaufwand.  Ebenso gehen viele Informationen, die man ansonsten kurz im gemeinsamen Büro mitbekommen und geklärt hat verloren.

 

Ich persönlich finde es auch viel anstrengender, einen Tag in Webmeetings zu verbringen, da man sich im Gegensatz zu Präsenzveranstaltungen viel mehr auf das gesprochene Wort konzentrieren muss und trotz Videostreams die Gestik des Gegenübers viel schlechter deuten kann. Wir mussten den Umgang mit Webmeetings und der Webmeeting-Etikette ebenfalls erst lernen.



Frau Drabon, wie läuft es bei Ihnen aktuell?
Hanna Drabon, Innovation & Business Design (Mitglied der Geschäftsleitung), comspace GmbH & Co. KG

 

Wir sind jetzt in Woche 4 von “Remote Only”. Seit einem Monat arbeiten alle Kollegen im Home-Office. Als Digitalagentur war die Grundausstattung mit Laptops, VPN-Zugängen etc. direkt gegeben, da wir bereits vorher relativ frei entscheiden konnten wo wir arbeiten. Leider fällt die durchaus beliebte Option “ins Büro gehen” jetzt weg. Die Teams konnten aber durch ihre vorher schon digital abgebildeten Prozesse und ihre Kenntnisse im Umgang mit digitalen Tools überwiegend reibungsloses Arbeiten auch in diesen Zeiten gewährleisten.

 

Mit Teams im Home-Office, wie stärken Sie den Zusammenhalt im Unternehmen?

 

Wir waren schon immer ein sehr kommunikatives Unternehmen und wollen davon am liebsten nichts aufgeben. Es gibt sowohl eine virtuelle Kaffeeküche als auch ein virtuelles Feierabendbier und sogar eine digitale Morning Show wurde neu von den Kollegen ins Leben gerufen. Zusätzlich stehen über unsere Plattform talee weitere Angebote sowie Möglichkeiten zum digitalen Mittagslunch zur Verfügung. Auch das wöchentliche “Let’s talk about anything”, bei dem alle Kollegen eingeladen sind offen Fragen zu stellen, wird einfach in einem Video Call mit rund 80 Teilnehmende weitergeführt. Die Kollegen können da erstaunlich viele Moderationskompetenzen aus der Games-Streaming-Welt einbringen, worüber wir sehr dankbar sind.

 

Hinzu kommen die feststehenden Meetings aus dem Bereich der agilen Softwareentwicklung, wie das Daily oder die teaminternen Retrospektiven. Diese digital abzubilden war mit einigen Tools schnell möglich – dennoch bemerken wir, dass sich die Kommunikation verändert hat. Der Aufwand ist um einiges gestiegen, die Informationsdichte aber nicht im selben Maße. Die persönliche Ebene und auch der spontane Austausch ist etwas, was wir sehr schätzen und von vielen Kollegen auch stark vermisst wird.

 

Welche neuen Herausforderungen kommen durch die neuen Arbeitsweisen auf Führungskräfte zu?

 

Bei uns wird Führung nicht klassisch mit Hierarchien übersetzt. In schwierigen Situationen müssen alle zusammenstehen und gemeinsam anpacken. Dennoch kommen jetzt natürlich viele Fragen auf und es sind die Personen mit den relevanten Informationen, die jetzt stärker und transparenter kommunizieren müssen. Es braucht noch mehr Klarheit und Austausch und das in einer Zeit, in der genau das schwierig ist.

 

Zusätzlich ist unter neuen Voraussetzungen auch immer eine Menge Kreativität gefragt. Diese Herausforderungen müssen aber nicht nur durch Führungskräfte bewältigt werden. Viele Kollegen haben Ideen entwickelt, Informationen zusammengetragen und andere Prioritäten gesetzt, um besser auf die neue Situation reagieren zu können. So war es trotz der besonderen Herausforderungen möglich, neue Ideen schnell und teamübergreifend umzusetzen, was mich persönlich sehr begeistert hat.


Hier gehts zum zweiten Teil der Einblicke mit Prof. Dr. Gunther Olesch (Phoenix Contact) und Dr. Helmut Jansen in de Wal (BISONtec).



Photo by Charles Deluvio on Unsplash

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